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.Die Theorien der Astrono-men interessieren dich nicht, sagst du, wieso denn Kern-kraftverdichtung, wieso Schwerkraftanziehung, du weißtgenau, was die schwarzen Löcher im Kosmos sind.Dassind regelrechte Löcher, Risse im Unendlichen, und zwarganz winzige Löcher mit dem Durchmesser eines Glases,und es scheint eigentlich ausgeschlossen, daß ein Sternhineingleiten könne, da die Sterne unermeßlich, groß wieeine Welt sind, aber um durchzukommen, ballt der Sternsich zusammen, verdichtet sich in Millionen und Mil-liarden von Jahren und wird wie eine Faust, eine Zitro-767ne, ein Kiesel, und dann vollzieht sich der Zauber.SeinGeschick.Ein mächtiger Wind erhebt sich, mehr nochals ein Wind, ein riesiger Wirbelsturm, der den Sternherbeiruft, herbeilockt, herbeifleht, um ihn ins schwar-ze Loch stürzen zu lassen.Der Stern möchte nicht.Mil-lionen und Milliarden von Jahren hindurch hat er nurexistiert, um in das schwarze Loch zu stürzen, deshalbhat er sich geballt und verdichtet, bis er nur noch faust-groß ist, wie eine Zitrone, wie ein Kiesel, und jetzt, wodie Zeit gekommen ist, will er nicht.Denn er möchtealt werden, in Frieden von selber verlöschen, sich trei-ben lassen.Voller Angst wehrt er den Ruf ab, widersetztsich mit all seinem Willen, seiner ganzen Kraft und sei-nem mächtigen Gewicht, dem mächtigen, konzentrier-ten Gewicht.Er flieht.Er entfernt sich in weiten Kreisen,bis an die Grenzen des Universums, verbirgt sich hin-ter Sternen, die der Wind nicht herbeilockt, er verteidigtsich, verweigert sich, als ob er das Schicksal, das seit An-beginn über ihn verhängt ist, nicht kenne oder ihm derMut zu diesem Schicksal fehle.Aber der Wind ist unwi-derstehlich, er ist stärker, als die grenzenloseste Schwere,als der hartnäckigste Widerstand, so daß die Flucht desSterns immer schwächer, sein Kreisen immer enger wird,immer näher um das schwarze Loch, und plötzlich ver-engt sich der grenzenlose Raum zu einem engen, tiefenStrudel, einem Schacht, in den das Unendliche hinein-gleitet, schweigend, ein kreisendes Schweigen, das sichum sich selbst dreht, und plötzlich wird dieses Loch zueinem lichtlosen Tunnel, der keinen Ausgang hat.Odervielleicht gibt es den Ausgang, doch ist er so weit entfernt,768daß man nichts davon sieht.Und der erschöpfte Sternläßt sich besiegt und willenlos verschlingen, stürzt kopf-über ins Dunkel, ins Mysterium, wer weiß wohin.Undsag mir, was gibt es auf der anderen Seite ?Deine Augen glänzen unruhig im Kerzenschein, dei-ne Stimme bebt: »Was ist auf der anderen Seite ?« Wiedertri mich der Dolchstich, und ich schaudere.Doch dies-mal hast du nicht vom Auto gesprochen, sondern nur inpoetischer Weise die wissenschaftliche Theorie ausgelegt,um ein Märchen daraus zu machen, und du bist nichtder Stern, der fliehen will.»Es ist ein wunderbares Mär-chen«, stammle ich.»Nein, es ist die schreckliche Wahr-heit«, antwortest du.»Es kommt darauf an, wie man sieversteht, Alekos.« »Man kann sie nur auf eine Weiseverstehen: die schwarzen Löcher sind der Tod.« »Wenndie schwarzen Löcher der Tod sind, dann würde jederStern dort hineinfallen.Aber sie saugen gewisse Sterneauf und andere nicht.Warum ?« »Weil nicht alle Ster-ne bestraftwerden müssen.Die schwarzen Löcher sau-gen die Sterne auf, die bestraft werden müssen.« »Be-straft wofür ?« »Dafür, daß sie nach anderen Weltengesucht haben, wo jeder jemand ist, und wo es Gerech-tigkeit, Freiheit und Glück gibt.« »Es ist kein Verbre-chen, nach anderen Welten zu suchen, wo jeder jemandist und wo es Gerechtigkeit, Freiheit und Glück gibt.« »Nein, aber es ist ein Luxus, den die Diktatur Gottesnicht zulassen kann, und auch der Berg nicht.Gott willuns weismachen, daß sein Universum das einzig mögli-che ist, der Berg will uns weismachen, daß sein Systemdas einzig mögliche ist.Und wer sich dagegen auflehnt,769endet in einem schwarzen Loch.« »Du redest, als ob duan Gott glaubtest.« »Ich glaube daran.Ich weiß nicht,was er ist, aber ich glaube daran.Und ich verzeihe ihmauch, weil er keine andere Wahl hat, und daher auch kei-ne Schuld.« Ich lächle: »Ich habe einmal einen gekannt,der genau das Gegenteil gesagt hat.Die Menschen sindunschuldig, sagte der, weil sie Menschen sind.« »Werwar das ?« »Ein gefangener Vietcong.« »Dann hat ernie vor einem Erschießungskommando gestanden.Alsman mich erschießen wollte, verzieh ich auch Gott.Undwenn ich sterben werde, werde ich ihm wieder verzeihen.«Es gelingt mir nicht mehr zu lächeln.Du bemerkst es undstreichelst meine Hand: »Nimm s dir nicht zu Herzen.«Dann winkst du mit der gewohnten Geste der Blumen-verkäuferin, die mit einem Korb voller Rosen hereintritt,kaufst alle Rosen und wirfst sie mir in den Schoß.Wir ge-hen fort und denken nicht mehr an die sterbenden Ster-ne, du machst dich über mich lustig, weil ich den riesi-gen Rosenstrauß kaum tragen kann.Zu Fuß gehen wirdurch die Sträßchen zwischen den rußigen Mauern, undvon diesem Zeitpunkt an habe ich nur noch gedämpf-te Laute, verstreute Bilder, Empfindungen, die nicht län-ger als das Atemholen dauern, in Erinnerung.UnsereSchritte, die auf dem Pflaster widerhallen, ein Hund, derschwanzwedelnd vorbeiläuft, dein Daumen, der meineHandfläche kitzelt, während du flüsterst: »Das Leben istdoch schön.Schön, auch wenn es häßlich ist.Und sieweiß es nicht.« Sie, das ist eine Nutte, die gelangweilt da-hinschlendert.»Gib mir eine Rose.« Ich gebe sie dir, dubietest sie ihr an und erntest nur eine Beleidigung.»Du770armer Trottel, bist du blöd ?« Wir kommen bis zur ViaVeneto, zu dem Baum, den am Nachmittag des Autokaufsdie Vögel zu Hunderten überfielen.Auch heute stürzensie sich auf ihn, schlafen, dicht wie dunkle Beeren aufden Ästen.»Und Necajew ?« »Er versucht, dem Windzu entkommen.« »Und Satan ?« »Satan ist im Para-dies.« Wir betreten das Hotel, und im Lift vergnügst dudich damit, alle Knöpfe zu drücken: »Ich fliege die Ma-schine, die uns ins Paradies bringt !« Im Flur raubst dumir sämtliche Rosen und steckst eine in jede Türklinke.Im Zimmer wirst du ruhig
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